Achtsamkeit bei Stress – Wie du mitten im Chaos zur Ruhe kommst

Wenn das Leben laut wird, braucht es in dir einen stillen Ort

Ich weiß noch, wie ich vor einigen Jahren total unter Strom stand. Drei Termine gleichzeitig, eine wichtige Veranstaltung, E-Mails, Nachrichten, Fragen, Bitten – alles prasselte auf mich ein. Ich war gereizt, fahrig, überfordert. Und dann kam die Kirsche auf der Torte: Ich sollte eine achtsame Rede halten. Ja, wirklich.

Ich erinnere mich, wie ich kurz vor der Bühne stand, Herzklopfen bis in die Ohren, und dachte: „Wie soll ich jetzt über Achtsamkeit sprechen, wenn ich selbst keine habe?“

In diesem Moment tat ich etwas, das ich damals selbst für verrückt hielt: Ich schloss die Augen. Drei tiefe Atemzüge. Ich hörte meinen Atem. Spürte meine Füße. Und dann sagte ich mir leise: „Du bist da. Und das reicht.“

Achtsamkeit ist nicht die Abwesenheit von Stress. Es ist deine Präsenz mitten darin.


Warum Achtsamkeit so viel mehr ist als Meditation

Viele denken bei Achtsamkeit an stilles Sitzen auf einem Kissen. An Räucherstäbchen, Klangschalen und Lotusblüten. Nichts dagegen – aber das ist nur ein Bruchteil.

Achtsamkeit ist gelebte Präsenz. Sie ist ein inneres „Ja“ zu dem, was jetzt ist – selbst wenn du das Gefühl hast, dass alles um dich herum zusammenbricht.

In meinen Workshops stelle ich immer wieder fest: Achtsamkeit ist nicht etwas, das du tust. Es ist etwas, das du zulässt.

Stress beginnt im Kopf – und endet in deinem Nervensystem

Stress ist kein äußerer Zustand. Es ist deine innere Reaktion auf etwas, das dich überfordert.

➡️ Zu viele Reize

➡️ Zu hoher Anspruch

➡️ Zu wenig Pausen

➡️ Zu viel „Ich muss“

Und das Ergebnis? Dein Nervensystem geht in den Alarmzustand. Kampf, Flucht oder Erstarrung. Alles in dir schreit: „Überleben!“ – obwohl du nur versuchst, den Haushalt zu machen oder einen Zoom-Link zu finden.

Stress entsteht, wenn dein Inneres schneller rennt als dein Atem.

Meine persönliche Krise und der Weg zur Ruhe

Ich war mal so überdreht, dass ich morgens Herzrasen hatte, noch bevor ich aus dem Bett stieg. Mein Geist war schneller als mein Körper. Und das Resultat: völlige Erschöpfung.

Ich begann, mich radikal auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich stellte mir jeden Morgen drei Fragen:

1.       Was ist heute wirklich wichtig?

2.       Wofür bin ich dankbar?

3.       Wo kann ich heute still sein?

Diese drei Fragen haben mein Leben verändert. Nicht weil sie magisch sind – sondern weil sie mich zurück in den Moment holen. Jeden Tag.

Achtsamkeit im Alltag – ganz konkret

Achtsamkeit beginnt nicht auf dem Meditationskissen. Sie beginnt:

➡️ beim Zähneputzen

➡️ beim Warten an der Kasse

➡️ beim Zuhören, ohne zu unterbrechen

➡️ beim Atmen, während du dein Kind tröstest

Achtsamkeit ist der stille Begleiter deines ganz normalen Lebens.

3 einfache Übungen, um bei dir zu bleiben

1. Die 4-7-8 Atmung

Atme 4 Sekunden ein, halte 7 Sekunden, atme 8 Sekunden aus. Drei Runden reichen. Dein Nervensystem wird sofort beruhigt.

2. Der Achtsamkeitsanker

Wähle eine Bewegung, die du mehrmals am Tag machst – etwa Türgriffe anfassen. Jedes Mal, wenn du das tust, erinnere dich: „Ich bin hier. Ich bin sicher.“

3. Die 60-Sekunden-Stille

Stell dir 3-mal täglich den Timer auf 60 Sekunden. Schließe die Augen. Atme. Spüre deinen Körper. Sag dir: „Jetzt.“

Diese Mini-Pausen wirken Wunder – weil sie dir zeigen, dass Ruhe nicht weit weg ist. Sie ist immer nur einen Atemzug entfernt.

Was ich von einem alten Mönch gelernt habe

In einem Retreat traf ich einen alten Mönch in der Abbaye Notre-Dame de Sénanque. Ich fragte ihn: „Wie bleibst du ruhig, wenn dich jemand angreift?“ Er lächelte und sagte: „Ich entscheide mich, nicht mitzugehen.“

Diese Antwort hat sich mir eingebrannt. Denn sie ist der Kern von Achtsamkeit: Du musst nicht jeden inneren Zug besteigen, nur weil er in deinem Kopf vorbeifährt.

Achtsamkeit heißt: Du bleibst. Selbst wenn es stürmt.



Achtsamkeit in Beziehungen

Einer der größten Stressfaktoren ist Kommunikation. Oder besser: Missverständnisse.

Wenn du achtsam bist, hörst du zu, ohne innerlich schon zu antworten. Du atmest, bevor du reagierst. Du erkennst, dass der Ton mehr sagt als der Text.

In einer Partnerschaft sagte mir mal jemand: „Ich fühle mich nicht gesehen.“ Ich wollte mich sofort rechtfertigen – aber dann atmete ich. Schaute sie an. Sagte: „Erzähl mir mehr.“

Achtsamkeit ist die Einladung, den anderen wirklich zu sehen – jenseits deiner eigenen Geschichten.

Die häufigsten Mythen über Achtsamkeit – und was wirklich stimmt

❌ Du musst still sein.

✅ Manchmal entsteht Achtsamkeit mitten im Lachen.

❌ Du brauchst viel Zeit.

✅ Eine Minute kann reichen.

❌ Du darfst keine Gedanken haben.

✅ Gedanken kommen. Die Frage ist, ob du mitgehst.

Wenn du keine Zeit für Achtsamkeit hast, brauchst du sie am meisten

Ich sage oft: Wer keine Zeit hat, um zu atmen, hat ein falsches Verhältnis zu Zeit.

Achtsamkeit ist kein zusätzlicher Punkt auf deiner To-do-Liste. Sie ist der Raum, in dem du entscheidest, wie du mit allem anderen umgehst.

Ich lade dich ein: Nimm dir heute zwei Minuten. Setz dich still hin. Spür deinen Körper. Atme. Nichts tun. Nur sein.

Vielleicht passiert nichts. Oder alles.


Ich hoffe, dir hat meine Ansicht und Erfahrungen geholfen und daß du eine neue Einsicht über deine Ängste bekommen hast.

Ich freue mich auf deine Rückmeldungen und Erfahrungen in den Kommentaren.

Dein Daniel

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